Bericht vom AEFCA-Symposium in Lissabon 24.-26.4.2019

BÖFL-Präsident Wilhelm Temper und Schriftführer Richard Cieslar nahmen am 2. Legal Symposium der AEFCA von 24. bis 26.4.2019 in Lissabon teil, das im topmodernen Zentrum der Portuguese Football Federation stattfand. Es ging v.a. um Situationen, die für Fußballtrainer im Rahmen ihrer Tätigkeit entstehen können, und um die rechtliche Handhabung dieser Situationen.

Am Donnerstag erzählten Gianni di Biasi, Fernando Santos und Carlos Carvalhal in einem Round-Table unter der Moderation des Journalisten Jose Manuel Delgado von ihren Erfahrungen mit Verträgen während ihrer Arbeit außerhalb ihrer Heimatländer. Probleme wie Abfassung der Verträge in einer fremden Sprache oder die Kommunikation mit den Spielern ohne deren Sprachen zu sprechen kamen dabei zur Sprache. Auch war es von Land zu Land oft sehr unterschiedlich. Die Unterstützung von Rechtsanwälten war dabei unvermeidlich. Unterschiedliche Steuersätze in den Ländern ihrer Tätigkeit und ihren Heimatländern waren ebenfalls nicht unwesentliche Faktoren bei der Arbeit als Fußballtrainer im Ausland.

Im Anschluss daran referierte Dr. Joao Nogueira da Roche über Mobbing von Klubs gegen Trainer anderer Klubs oder klubinternes Mobbing und Mobbing-artiges Verhalten gegen den Trainer mit dem Ziel, ihn zur für den Verein finanziell günstigen Auflösung seines Vertrages zu bewegen oder den Vertrag von Klubseite her aufzulösen. Von der CAS (Court of Arbitration for Sports) werden Trainer in solchen Fällen beraten und rechtlich vertreten. Das Thema Rechtsprechung der FIFA zu Streitigkeiten betreffend Trainer und ihre Beschäftigung wurde von Dr. Maria E. Dominguez Rubio, PSC (Players Status Committee) der FIFA mit anschaulichen Beispielen gebracht. Über die Rechtsprechung bei solchen Fällen sprach auch Dr. Mario Flores von der PSC der FIFA. Dr. Joao Martins von der Portuguese Professional Football League erzählte über Transferentschädigungen und deren Aufteilung zwischen Vereinen, Spielern und Managern. Auffällig dabei ist v.a. die extreme Verschiebung bei den Summen in den letzten 5 (!) Jahren zugunsten der Spielervermittler und zuungunsten der ausbildenden Vereine.

Am Freitag erläuterte Dr. Anne Jakob, Deutschland, Vizepräsident der internationalen Sportjuristenvereinigung, Punkte zu Verträgen für Fußballtrainer, was muss bzw. soll darin stehen, was ist erlaubt bzw. sollte erlaubt sein, und praktische Tipps zur Abfassung, besonders für Persönlichkeitsrechte des Trainers, der ja für den Verein an vorderster Front steht, und Beachtung der geltenden nationalen Gesetze und der des Heimatlandes, die oft sehr unterschiedlich sind.

Dr. Enrico Toti und Dr. Laura Formichella erläuterten spezifische Gegebenheiten für Fußballtrainer in China.
Dr. Toti: China kann Glück oder Falle werden, denn es ist vom Interesse für europäischen Fußball her ein riesiger Markt. Chinas Fußball-Visionen sind WM-Qualifikation, WM-Veranstaltung und nach Möglichkeit eine WM zu gewinnen. In 5 Städten wurden Fußball-Entwicklungszentren installiert, von denen jede ein eigenes sportliches und organisatorisches Konzept entwickeln sollte (Wuhan, Chengdu, Dalian, Qingdao, Ghuangzu). 20.000 Fußball-Schulen für 30 Millionen Kindern wurden installiert. Bis 2030 soll China Weltmeister sein. Die CSL (Chinese Soccer League) hat 5,7 Millionen Besucher in den Stadien und 368 Millionen TV-Zuseher (2017). 16 CSL-Klubs, 16 League One, 20 League Two (alle Profis), darunter Amateur-Liga mit 50 Klubs. Alles ist mit strengen Bestimmungen reglementiert. Die Trainer-Ausbildung in fünf Stufen entspricht im Großen und Ganzen dem UEFA-System.
Zusammen gefasst: China ist eine Gelegenheit, lechzt nach qualifizierten Trainern, hat aber hohen Anspruch. Es ist aber vieles (Lebensweise, rechtliche Situation) anders als in Europa.
Dr. Formichella: Das Chinesische Arbeitsrecht ist sehr strikt, hat zusätzlich viele regionale Zusatzbestimmungen, die kaum in anderen Sprachen existieren. Nicht-chinesische Trainer gelten als ausländische Experten und unterliegen speziellen Bestimmungen, die nicht immer auf Anhieb durchschaubar sind. Aber generell wird der “Import” von hoch qualifizierten Fußballtrainern in China begrüßt. Dabei wird der Maßstab der Ausbildung in den Heimatländern heran gezogen.

Zum Abschluss stand das Thema „Integrität und Beachtung“ am Programm, worüber Dr. Rute Soares und Dr. Ama Marques (Portuguese Football Federation) Referate hielten.

Willi Temper mit Jose Perreira

Willi Temper, Fernando Santos und Richard Cieslar

Präsident Renzo Ulivieri, Richard Cieslar, Präsident Temper und Luca Perdomi